Was wir vermissen werden - oder doch nicht?

Nach nun mehr als anderthalb Jahren in den USA fallen uns schleichende Veränderungen an unserer Perspektive auf. Aufgrund der Bemerkungen von Freunden aus Deutschland, die wir bei uns beherbergen durften und noch intensiver bei einer deutschen Familie, die jetzt nach vier Jahren Leben in den USA wieder nach Deutschland geht (Alles Gute!!), wurden wir uns erst der Veränderungen bewusst.

Spontan wollen wir deshalb in diesem Rundbrief einmal genauer hinsehen. Wir fanden einen bisher noch unveröffentlichten Rundbrief zum Thema ‘Was wir in Amerika vermissen könnten’, den wir nun hier überarbeitet und – mit neuen Kommentaren versehen - publizieren möchten.

Der alte Artikel ist in schwarzer Farbe geschrieben, die neuen Kommentare sind in blauer Farbe dargestellt.

Brotauswahl

[Image]Aus Europa kommend, waren wir an eine riesige Auswahl unterschiedlichster Brotsorten gewöhnt. Zwar wohlwissend, dass wir in dieser Hinsicht ziemlich verwöhnt waren, geht man doch einigermassen optimistisch in den USA auf die Suche. Es wird hier ja wohl nicht nur Hamburger-Broetchen geben? Zugegeben, leicht machen es einem die Geschäfte nicht. Dennoch finden sich einige Möglichkeiten, dem nicht-knusprigen Weissbrot zu entgehen. Neben den “artisan bread” Ständen in manchem Supermarkt gibt es Bäckereiketten, die teils sehr knuspriges und vollwertiges Brot haben. Doch es gibt durchaus auch Herausforderungen für die Geschmacksnerven.Oder hat jemand bereits “White Chocolate Bread (Brot mit weisser Schokolade)” gekostet? (Schmeckt im übrigen sehr gut und ist als Dessertbrot zu empfehlen!).


Falls das Leiden dann doch einmal zu groß wird, kann man auf Brotbackmaschinen ausweichen. Interessanterweise sind aber viele Backmischungen so gemischt, dass das Ergebnis dem gekauften, weichen Brot wiederum ähnelt. Es ist auch möglich altbekannte Rezepte auszuprobieren, aber Vorsicht: amerikanisches Mehl hat ganz andere Backeigenschaften als gewohnt!

Inzwischen haben entweder wir uns geändert oder die Einwohner dieses Landes kommen langsam auf den Geschmack knusprigen Brotes. Angefangen hat es mit Baguette, das inzwischen populär wird (wie eine amerikanische Kollegin meinte, “Es ist ja immerhin noch Weissbrot, dafür aber knackig”). In Bäckereiketten finden wir mehr und mehr knuspriges Brot, einige Lebensmittelketten bieten mit wechselndem Angebot auch Vollkornbrote an, die knuspriger und gehaltvoller als das übliche Weissbrot sind. Mit der Zeit haben wir auch den lokalen italienischen Bäcker (sehr gutes Ciabatta, Baguette und italienische Brote) kennengelernt und haben unsere Quellen für gute Rezepte mit dem hieisgen Mehl gefunden.

Zugegeben, diese Alternativen können noch lange nicht mit Gengenbacher Holzofenbrot, einer echten Butterbretzel oder Seelen konkurrieren. Daher ist unser erster Gang in Deutschland immer noch zum Bäcker und Laugengebäck wird stark bevorzugt ;-)

Bild 1 [Regal mit Brotsorten]

Milchprodukte

Bei den Milchprodukten steht man staunend vor dem Kühlregal und reibt sich verwundert die Augen. Es gibt Umengen an verschiedenen Joghurtsorten und -marken. Die meisten davon preisen natürlich ihren Status ”low fat” an und dann möglichst noch kombiniert mit dem Zusatz “no sugar added” ["kein zusätzlicher Zucker"]. Es dauert einige Zeit bis sich die Geschmacksnerven auf den teils künstlicheren Geschmack einstellen und es gibt einen kleineren Fruchtanteil. Kurz und gut: Es gibt Joghurt und es schmeckt auch ganz gut, man muß nur danach suchen. Die früher gewohnte Vielfalt darf man allerdings nicht erwarten. Naturjoghurt in kleinen Mengen zu bekommen ist schwierig.

Ein guter Tip sind in New Jersey sind lokale Gemüse- und Obstläden wie ‘Farmer’s Markets’. Hier findet man importierte Waren z.B. aus Italien und Griechenland. Dabei gibt es auch so rare Dinge wie Naturjoghurt und Quark (noch seltener als Joghurt!). Die Preise sind in der Regel angenehm niedrig. Man sollte sich von den teils skurilen Aufschriften auf den Verpackungen nicht abschrecken lassen.

Vor kurzem haben uns Freunde aus Deutschland besucht und auch sie waren auf der Suche nach gutem Joghurt. Da haben wir uns nach gut einem Jahr wieder durch die verschiedenen Marken durchprobiert, mit und ohne ‘echten’ Früchten. Übereinstimmendes Urteil: es ist nicht ganz dasselbe. Der Naturjoghurt ist allerdings wirklich gut und so ist es eine Alternative, sich mit frischen Früchten einen Joghurt zu machen.

[Image]Käse gibt es in einer großen Auswahl, auch wenn Geschmacksrichtungen wie Knoblauch-Mozarella und Pfeffer-Mozarella dem Italienliebhaber sehr ungewöhnlich vorkommen müssen. Ein Schwachpunkt beibt allerdings die Auswahl an Hartkäse wie Emmentaler und seinen Verwandten. Vieles wird in den USA mit Cheddar und American Cheese zubereitet. Viele Käsesorten tragen Schweizer Namen wie bspw. Appenzeller oder Emmentaler, sind aber in den USA hergestellt. Man geht davon aus, daß Schweizer, Niederländer und Franzosen den besten Käse machen. Man muß ehrlich sagen, er kommt nicht an die Originale heran.

Rückblickend kann man feststellen: im richtigen Supermarkt (und dann auch häufig zu einem stolzen Preis) gibt es eine große Auswahl an europäischen Käsesorten. Diese gelten als Spezialität und nicht mehr als Grundbedarf. Lokale italienische Geschäfte führen ebenfalls Käse und freuen sich immer über Kundschaft, die sich dafür begeistern kann. Zum Beispiel kommt Morbier hier nicht gut an, sobald bekannt wird, dass der graue Streifen im Käse wirklich aus Asche ist.

Bild 2 [Regal mit der Käseauswahl]

Fleisch- und Wurstauswahl

[Image]Es finden sich viele verschiedene Fleischsorten (viel Rind, gefolgt von Geflügel, weniger Schwein und Lamm). Die Auswahl an Wurst ist dagegen teilweise etwas übersichtlich. Kochschinken und Salami sind weit verbreitet. An viele Wurstsorten haben wir uns aufgrund des Aussehens noch nicht herangewagt. Gute italienische Wurst ist zu finden, allerdings nicht in der gewohnten Auswahl, dafür aber mit dem originalen Geschmack.

Unbestritten ist es (und dieser Eindruck wird mit den Jahren stärker), daß das Rindfleisch besser ist als wir es bisher gewohnt waren. So ist leicht zu verstehen, warum hier das Barbecue einen solchen Siegeszug erfährt, denn der Geschmack ist wirklich hervorragend.

Bild 3 [Regal mit Wurstsorten]

Schokolade

Zu guter Letzt zur Schokolade. Die Schokoladenfabrik Hershey hat es zu Recht zu einigem Ruhm gebracht, denn sie produziert die besseren Schokoladen in diesem Land. Sie sind aber immer noch nicht mit einer deutschen Marke zu vergleichen (und diese wiederum nicht mit den schweizerischen oder belgischen Sorten). Eine andere Lücke konnten wir dagegen auch nach langer Suche noch nicht füllen: Schokoküsse. Falls man sie doch findet, können sie geschmacklich einfach nicht an die gewohnten Exemplare heranreichen.

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