Woanders ist alles besser

Viele Auswanderer (oder solche, die es werden wollen) denken, in einem neuen Land wäre alles besser als daheim. Sie sind es leid, immer Probleme zu haben. Sie wollen nicht mehr arbeitslos sein, sie denken die Steuern sind zu hoch und sie ärgern sich über die Bürokratie. Diese und andere Themen treiben Auswanderer in die Ferne auf der Suche nach einem besseren Leben.

Menschen sind oftmals unzufrieden, weil sie das Gefühl haben, sie werden nicht wertgeschätzt. Manchmal haben sie aber auch einfach falsche Vorstellungen. Dann suchen sie den Grund für ihre Unzufriedenheit bei anderen und nicht bei sich selbst. Wenn man mit unausgereiften oder übertriebenen Vorstellungen in die Welt hinausgeht, ist es schwer, diese Ansprüche zu erfüllen. Natürlich gibt es Menschen, denen es nicht so gut geht, das ist unbestritten, darum geht es aber in diesem Artikel nicht.

Menschen, die einfach nur unzufrieden sind, werden auch nach der Ausreise in ein anderes Land (seien es die USA, Frankreich, die Schweiz, Australien oder welches Land auch immer) wieder unzufrieden werden und das Klagen beginnt erneut. Jeder, der auswandert, sollte eine rücksichtslose Bestandsaufnahme machen, was ihm oder ihr in der eigenen Heimat nicht passt. Und dann genau schauen, ob diese Punkte wirklich in einem anderen Land besser sind.

Auch kann ich Auswanderern nur empfehlen mit offenen Augen und Armen in das neue Land zu gehen, d.h. sich bewusst auf das neue Land einzulassen und nicht alles mit den alten Werten zu vergleichen. Wie oft sagen Besucher oder auch Ausgereiste zu uns, dass sie nicht verstehen, warum die Amerikaner dies oder jenes machen. Die Antwort ist ganz einfach: dies ist ein anderes Land und es hat sich in den letzten 300 Jahren anders entwickelt als das eigene Heimatland. Und das gilt es zu akzeptieren oder man kann gleich zu Hause bleiben. D.h. nicht, dass man Dinge nicht ändern sollte, aber zumindest sollte man nicht gleich damit hadern.

Sobald die Ausreisewilligen im neuen Land ankommen, erkennen sie meist, dass auch hier Anträge zu schreiben sind, dass Dokumente benötigt werden (man denke nur an die Führerscheinprüfung), dass viele Dinge einfach neu und unbekannt sind und man sich erst einmal hilflos und allein fühlt. Und dann erkennen sie, dass vieles in Deutschland im Vergleich richtig gut ist. Oder möchte jemand auf die deutsche Arbeitslosen-, Kranken- oder Rentenversicherung wirklich verzichten? Das Sitzen im Freien mit einem Eis in der Hand? Das Spazieren in der Innenstadt? Oder das einfache Essen einer Brezel?

Also, erst einmal eine gründliche Bestandsaufnahme machen und wenn die Entscheidung gefallen ist, bewusst in das neue Land geben und dem Land und den Menschen eine echte Chance geben.

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